Schatten der Nacht, Prosa
 
Die Schatten der Nacht sind es, die immer wieder in den Altag einbrechen, die Wirklichkeit und Phantasie ununterscheidbar machen. Fast unbemerkt schieben sich in die scheinbar harmlosen Alltagsgeschichten die Angst, der Schrecken und der Tod. Während topographisch präzise die Schweiz beschrieben wird, werden Menschen und Landschaften immer fremder. Vielleicht ist die Schiffsrundfahrt am Lago Maggiore doch eine Reise nach Afrika ? 
Leseprobe:
.... eilten wir, nun seewärts, erneut durch das Dorf, und mit dem Hupen des Schiffes hatten wir die Station erreicht, nur noch wenige Passagiere wollten diesen letzten Kurs benützen, die Sonne war hinter dem Gridone untergegangen und die Dämmerung tauchte den See in Schwärze, auch waren bereits die grossen Lichter der Hafenanlage eingeschaltet, wir betraten das Schiff und waren auf den Vordeck, auf unseren Plätzen allein, unser Afrikaner aber hatte uns sofort wieder erkannt und mit grosser Freude begrüsst, amici, hatte er gerufen, venite, venite, und so setzten wir uns und wurden umsorgt von unserem Freund, erst die Ankündigung der nächsten Station, prossima fermata Vira, Vira, liess uns aufhorchen, hatten wir doch gemeint, wir würden nach Brissago fahren, und weiter südwärts nach Cannobio und Verbania und Stresa, doch wie wir uns Vira näherten, sahen wir im Licht der Lampe auf dem Steg und kaum unterscheidbar von der grossen, metallenen Figur im Hintergrund, eine schwarzhaarige, magere Frau, und auf dem Arm trug sie ein Kind, und kam auf das Schiff und wurde vom Afrikaner zu uns geführt und setzte sich zu uns, und so, stellten wir uns vor, fuhren wir Richtung Brissago und weiter seewärts nach Italien und weiter bis zum Meer und weiter bis nach Afrika ....